Tangent, The A Place In The Queue

,,Dies ist das schwierige dritte Album. Damit gehen sie zu weit. Sie laufen Gefahr ihre Wurzeln zu verleugnen, und es kümmert sie nicht!" Andy Tillison, Sänger, Songwriter und Keyboarder der schwedisch-britischen Progrock-Formation The Tangent, nimmt sich selbst auf die Schippe und bereitet den Hörer damit auch flachsend auf einige Veränderungen vor. Was ,,A Place In The Queue" anderthalb Jahre nach dem fulminanten ,,The World That We Drive Trough" an Neuerungen zu bieten hat, dürfte Fans der Band allerdings durchaus munden. Wie so oft, kam der Stein auch hier durch Stühlerücken ins Rollen. Um es gleich vorwegzunehmen: Von den drei Flower Kings-Mitgliedern, die 2004 noch bei The Tangent mitmischten, ist nur Bassist Jonas Reingold geblieben. Gitarrist Roine Stolt kam zu dem Schluss, er sei in zu viele Projekte involviert; außerdem brauchte er Freiraum für ein Soloalbum, und Andy Tillison wollte keine Zeit verlieren, um The Tangent voran zu bringen. ,,Witzig", sagt er, ,,es war so ähnlich wie damals mit David (Van-der-Graaf-Saxophonist David Jackson, der beim Tangent-Debüt ,,The Music That Died Alone" mitwirkte)." ,,Es war traurig ihn gehen zu sehen, auch Roine zu verlieren traf mich hart. Andererseits ist mir bewusst geworden, dass ich nicht nur Musiker, sondern selbst auch Fan bin. David und Roine mussten uns verlassen, damit zwei meiner absoluten Lieblingsbands, Van der Graaf Generator und die Flower Kings, weiter machen konnten." Der neue Mann an der Gitarre, Krister Jonsson aus Jonas Reingolds Band Karmakanic, ist ein würdiger Nachfolger für Roine Stolt. ,,Krister ist ein Weltklasse-Gitarrist", schwärmt Tillison, ,,es musste jemand wie er in Roines Fußstapfen treten". Komplettiert wird das neue Line-up von Schlagzeuger Jaime Salazar, der bis zu ,,The Rainmaker" bei den Flower Kings trommelte. ,,A Place In The Queue" ist kein klassisches Konzeptalbum, doch alle Songs ranken sich um die Vorstellung, dass unser Platz in der Gesellschaft dem in einer Warteschlange gleicht. ,,Wir folgen der Person vor uns, wir folgen Trends und Religionen, wir handeln nach der Werbung, die wir sehen", erläutert Tillison. The Tangents Musik freilich - frischer, vielseitiger und melodischer Prog, der Tradition und Innovation, Konstruktion und Improvisation, vor allem aber Spielfreude und Hörbarkeit miteinander kombiniert - steht für das genaue Gegenteil dieses Konformismus. Neu ist das kongeniale Zusammenspiel von Tillisons Orgel mit zahlreichen Blasinstrumenten, das auf diesem Album sehr viel stärker als bisher zutage tritt. Theo Travis (der unter anderem bei David Sinclair, Porcupine Tree und Daevid Allens Gong mitwirkte), spielt diesmal nicht nur Saxophon, sondern auch Flöte und Klarinette. ,,A Place in The Queue" erscheint auch als Special Edition im Digipak, mit erweitertem Booklet und Bonus-CD. Diese beinhaltet sechs exklusive Tracks, die während der ,,Queue"-Sessions entstanden, allerdings nicht in das Konzept des Albums passten.