News

inside story: MR. BIG

Eigentlich gibt es ja immer einen Anlass, ein Interview mit Eric Martin, der Stimme von Mr. Big, zu führen. Dieses Mal ist es sein Mitwirken bei Rock Meets Classic. Jedoch wollte ich es mir natürlich nicht entgehen lassen, den Ausnahmesänger auch ein paar Fragen zu Mr. Big zu stellen und euch mit seinen Anekdoten die Studioalben der Band vorzustellen, welche in jedes gut sortierte Plattenregal gehören. Überaus freundlich, gewohnt witzig und sehr offen plauderte Eric also über die Vielzahl seiner musikalischen Aktivitäten und blickte dabei nicht nur auf Vergangenes, sondern auch in die Zukunft.
Text: Juliane Eiserbeck

HARDLINE: Hallo Eric, wie geht's dir? Du bist momentan ja pausenlos auf Tour, aktuell mit Rock Meets Classic. Was machen Projekte wie dieses oder Avantasia für dich aus? Ich könnte mir vorstellen, dass es für ein Energiebündel wie dich fast schon schade ist, nur für eine Handvoll Songs auf der Bühne zu sein...

ERIC MARTIN: Ich liebe mein Leben! Ich liebe das ganze Erlebnis, im Tourbus durch ganz Europa zu reisen und mit diesen wirklich interessanten und talentierten Leuten zusammen zu sein. Avantasia war wunderbar und genauso ist es auch Rock Meets Classic. Natürlich wünschte ich mir, mehr Songs zu spielen, aber es ist nichtsdestotrotz ein spaßiger Gig.

HL: Das freut mich. Nachdem ihr vor etwa einem halben Jahr euer neustes Album ,,The Stories WeCould Tell" rausgebracht habt, warst du auch vor Kurzem mit Mr. Big auf Tour, was ich selbst auch erleben durfte. Ich hoffe, ihr macht trotz Pat TorpeysKrankheit weiter mit Songschreiben, Aufnehmen und Touren!?

EM: Ja, das war ganz schön anstrengend, diese Scheibe zu machen. Ich habe sehr viel Zeit damit verbracht, zu schreiben und das Material zusammen mit unserem Producer Pat Regan und Pat Torpey zu arrangieren. Pat's Krankheit war ein trauriger Rückschlag für mich. Ich wusste nicht so recht, damit umzugehen, also habe ich mich einfach auf das Projekt fokussiert und ihn voll in die Arbeit eingebunden. Ich wusste, dass er schwach war, aber wir haben für alle Songs die Demos zusammen aufgenommen. Später meinte er, das war genau die richtige Medizin für ihn. Ihm geht's eigentlich ziemlich gut, er treibt Sport und spielt täglich Schlagzeug. Pat Torpey lässt sich nicht unterkriegen, der Mann ist eine Maschine. Vor einigen Wochen habe ich mit ihm gesprochen, er will mit mir für meine Akustik Solo Showstouren und er will anfangen, für ein neues Mr. Big Album zu schreiben. Also wenn wir die anderen beidendafür begeistern können, sehe ich keinen Grund, warum wir nicht noch eine Scheibe rausbringen können.

HL: Das klingt ja großartig! Du hast deine Solo-Auftritte bereits angesprochen. Was macht diese Shows so besonders für dich? Und dürfen sich die deutschen Fans auch darauf freuen? Ich habe von vereinzelten Daten im Oktober gelesen, jedoch noch nichts Offizielles gefunden.

EM: Ehrlich gesagt, ich habe keine Ahnung, wo ich spielen werde. Ich sage meiner Frau/Managerin nur, dass ich gerne etwas mehr in Deutschland spielen möchte und sie versucht es umzusetzen. Ich genieße die Solo Akustikshows wirklich total, ich arbeite in meinem eigenen Tempo und singe und spiele alles, worauf ich Lust habe. Es ist zwar auch etwas beängstigend, vollkommen allein auf der Bühne zu stehen, aber es lohnt sich sehr.

HL: Und denkst du auch daran, mal wieder eine Solo-Platte zu machen?

EM: Ach die Solo-Scheibe, welche ich jedes Jahr androhe zu machen... Haha. Ich bin zu beschäftigt mit Touren. Ich habe den tollen Gitarristen und Songschreiber Alex Dickson letztes Jahr in Großbritannien getroffen. Wir beide schreiben ein paar richtig coole Rockstücke mit einem 70er Jahre Rolling Stones/Faces Feeling, welche ich gerne in einem Soloalbum oder einer neuen Bandumsetzen würde.

HL: Wir bleiben gespannt! Eric, bei den vielen Tourneen gibt es doch bestimmt auch die ein oder andere interessante Tour Story?

EM: Klar, da hab ich sogar zwei! Ich war total fix und fertig vom Jetlag, nachdem ich 3 Flüge und einen Zug nach Frankreich genommen hatte, um für den Gig mit Avantasia zum Hellfest zu kommen. Als ich mit etwa 60 anderen Leuten die Treppe runter lief und meinen Koffer schleppte, stolperte ich plötzlich, fiel hin und habe mich für 2 Minuten tatsächlich selbst ausgeknocked. Ich hatte eine riesige Schnittwunde am Kopf, ein blaues Auge und mein Genick war übel zerkratzt. Aber ich sah am nächsten Tag beim Hellfest wenigstens richtig ,metal' aus... Dann war da noch eine Geschichte ein paar Jahre zuvor, als ich nach einem Mr. Big Gig in Budapest auf der Tanzfläche ausgerutscht bin und mir das Handgelenk gebrochen habe - ein riesiger Gips und... am nächsten Tag Hellfest! Ich muss verflucht sein.

HL: Eric, ich würde gerne eine kleine Zeitreise mit dir machen und einen Blick auf die Mr. Big Discographie werfen. Was denkst du heute über eure Studioalben, gibt es besondere Erlebnisse und was sind deine Lieblingssongs?
,,Mr. Big" Debüt (1989):

EM: Wir haben diese Scheibe in nur acht Tagen geschrieben, direkt nachdem wir uns zum ersten Mal getroffen haben. Wir waren so aufgeregt, einen Vertrag bei Atlantic Records zu bekommen. Die haben uns tatsächlich unter Vertrag genommen, nachdem sie lediglich unser Demo gehört hatten.
,,Lean IntoIt" (1991):

EM: ,,Die mit dem Zug", wie mein Sohn sagt. Ich liebe das Albumcover... großartige Songs, eine wirklich abwechslungsreiche Platte. Obwohl jeder ,,ToBeWithYou" mochte, war es Herbie Herbert, unser Manager, der es für die Platte so gepusht hat. Dieses Album hat mein Leben verändert. Wegen ihm kann ich heute noch tun, was ich so liebe.
,,BumpAhead" (1993):
Da gibt es einige funky Songs mit ,,Temperamental" und ,,What'sItGonnaBe". Mein Lieblingstrack war ,,Promise Her The Moon". Ich dachte, dieser Song hätte ein Hit sein können, doch die Plattenfirma hörte auf der Scheibe keine Single. Sie wollten, dass wir mit einem zweiten ,,ToBeWithYou" kommen. Wie zur Hölle macht man das??? Naja, auf jeden Fall haben wir im Studio ein bisschen rumgesponnen und Paul sagt ,,Hey was ist das?" und spielt ein kleines Stück von was sich zu ,,Wild World" entwickelte. Das war eigentlich nur eine Art Scherz, doch der Song wurde ein gigantischer Hit. - In der Zeit zurück zu reisen ist ganz schön mühsam, haha.
,,Hey Man" (1996):

EM: ,,Take Cover", ,,GoingWhere The Wind Blows", ,,Where Do I Fit In" sind einige meiner am besten geschriebenen Songs. Ich spiele diese Songs bei meinen Akustikshows. Kevin Elson& Paul Gilbert sind nach dem Album und der Tour ausgestiegen... solche Spielverderber.
,,Get Over It" (1999):

EM: Die Richie Jahre... Dieser Junge ist ein Star. Wir hatten so ein Glück, ihn zu kriegen, nachdem Paul uns verlassen hat. Ich habe es sehr genossen mit ihm zu singen, er hat mich immer zum Lachen gebracht.
,,Actual Size" (2001):

EM: Das war eine großartige AOR Scheibe, allerdings keine gute Stimmung, sie zu machen. Danach hat sich die Band aufgelöst, meine Frau hat mich verlassen, mein Hund ist gestorben, ich wurde praktisch in der Kälte sitzen gelassen... Ich hätte eigentlich eine Karriere als Country Sänger starten sollen, haha.
,,WhatIf" (2011):
Wir haben vorher 2009 noch eine Best Of namens ,,Next Time Around" rausgebracht und waren für ein paar Monate auf Tour. Aber immer noch eine verdammt lange Pause, was? Wir sind alle mit einer komplett neuen Einstellung zurück gekommen und hatten einen Haufen großartiger Rocksongs im Gepäck.
,,The Stories WeCould Tell" (2014):
Für mich war es DAS 70er Album: Southern Rock, Glam, Soul etc. alle Arten von interessantem Zeugs. Wie ich vorher schon sagte, ich habe mir wirklich den Arsch aufgerissen für dieses Album.

Zitat: Ich hätte eine Karriere als Country Sänger starten sollen.

Mit freundlicher Genehmigung und Co-operation mit HARDLINE MAGAZINE

Die aktuelle Ausgabe gibt es hier!

Current issue: #27: