Mit "Catching Bad Temper" packen die Schweizer ihre Musik beherzt mit beiden Händen, wie einen fiebrigen Organismus, dessen Herzschlag sie begleiten und orchestrieren. Im Vollbesitz seiner Kräfte, aber offen für kühne Wagnisse, ist das neue Album von Puts Marie ein höchst ansteckender Körper, an den man sich vertrauensvoll schmiegt. Es sind Geschichten von Mariachi-Bands, die ihre Musik und ihre Seele in Mexiko spät nachts verkaufen: Menschliche Musikboxen seit Generationen, drüben auf der Plaza Garibaldi, wo sich die Drogenhändler als die neuen Zorros aufspielen. Ein Rennen von Kellne
rn in den Gassen der Bieler Altstadt, Relikte einer Zeit, in der "die Garçons noch Stil hatten". Es sind Büschel von kurzem Gras, die sich in Barcelona durch den Asphalt fressen, und tiefblaue Sprungtürme, olympische Reliquien, scheinbar erdrückt unter der katalanischen Sonne. Sänger Max Usata wählt seine Themen wie Polaroids, die er aus seiner Erinnerung klaubt. "1992 war ich zehn. Im Urlaub in Italien verfolgte ich im Fernsehen ein Tischtennis-Match. Manchmal genügt dies, um ein Vierteljahrhundert später einen Song zu schreiben."